Ein improvisiertes multi-instumentales Solokonzert
Martin Schumacher: Klarinetten, Flöten, Saxophone, Maultrommeln, Melodika, Perkussion und allerlei klingender Kleinkram aus allen Himmelsrichtungen, dazu ein Effektgerät, eine Loop-Maschine und ein Plattenspieler mit musikethnologischen Trouvaillen
Nach sieben mageren Jahren in der Jugendmusik Regensdorf fand ich via Dixieland und Bebop zum Free Jazz und von dort aus weiter zu Ska, Afro Beat und orientalischer Musik: ein Kuddelmuddel aus Musikstilen verschiedenster Zeiten und Orte, in denen ich mich mit meinen Klarinetten und Saxophonen bewege. Im Lauf eines Musikerlebens ist ein Sammelsurium an weiteren Instrumenten dazugekommen, welche die meiste Zeit nur dumm herumliegen, weil es auch für diese Band oder jenes Projekt wieder einmal keine Maultrommel, keine Bambusflöte, keine Melodika, keine Okarina und bestimmt auch kein Sheng braucht.
Was tun, um all diese akustischen Fundstücke von Tourneen in Zentralasien oder Abstechern ins Brockenhaus zum Klingen zu bringen? Eine Loop-Maschine bringt die Lösung: Ich nehme irgendeines meiner Instrumente in die Hand und fange an zu spielen, nehme irgendwann ein paar Takte davon auf und lege darüber mit einem zweiten Instrument eine zweite Schicht, nehme auch diese auf und fahre mit einem dritten Instrument fort, Schritt für Schritt und ohne schon im voraus zu wissen, wohin die Reise führt. Musik als Labyrinth, das sich erst beim Spielen jedes Mal neu und anders entfaltet.
Der Titel des Programms ist inspiriert von den beiden Büchern “Reise um die Erde in 80 Tagen” von Jules Verne und “Reise um den Tag in 80 Welten” von Julio Cortazar. Jules Verne’s Phileas Fogg sah es als eine Leistung an, die Welt in achzig Tagen zu umreisen. Für seinen lateinamerikanischen Namensvetter Julio Cortazar enthält ein Tag bereits eine so grosse Anzahl von Welten, dass deren Betrachtung und Beschreibung dem Einzelnen hinreichend Aufregung bietet:
„Dieser Tag hat 80 Welten, eine Zahl nur der Verständigung wegen und weil sie meinem Namensvetter gefiel, doch womöglich waren es gestern fünf und heute nachmittag hundertzwanzig, wer weiss schon, wie viele Welten es im Tag eines Cronopiums oder eines Dichters gibt, nur die Bürokraten des Geistes beschliessen, dass sich ihr Tag aus einer bestimmten Anzahl von Elementen zusammensetzt, aus Chitinbeinchen, die sie sehr lebhaft bewegen, um auf dem Wege vorwärts zu kommen, den sie die gerade Linie des Geistes nennen.“
Hier folgen ein paar Hörbeispiele, die ich im Sommer 2022 in meinem Musikatelier aufgenommen habe:
- 80 Welten / Nr. 1 Martin Schumacher 8:29
- 80 Welten / Nr. 2 Martin Schumacher 5:58
- 80 Welten / Nr. 3 Martin Schumacher 7:58
- 80 Welten / Nr. 4 Martin Schumacher 7:50
- 80 Welten / Nr. 5 5:52